Mein Enkelkind Mazze ist direkt aus dem Himmel in unsere große Patchworkfamilie „gefallen“, nicht geplant, aber sofort von allen ins Herz geschlossen.
Mazze lebt bei seiner lieben Mama - leider fünf Autostunden von uns entfernt. Ein Teil der Patchworkfamilie lebt direkt in seinem Umfeld, der andere Teil querbeet durch Deutschland verteilt. Ja, und da Mazze von allen gleichermaßen geliebt wird, keiner an ihm zoppelt und zerrt, fährt er (noch ...) ganz freiwillig und froh, seit seiner Geburt immer von A nach B. Bei seinem Papa (1 Zugstunde entfernt) verbringt er jedes 2. Wochenende.
Nun ist Mazze seit Sommer ein Schulkind und wir Patchworkgrosseltern, die heißgeliebte Patentante, "teilen" uns mit den Eltern die Schulferien, wie z.B. die vergangenen Weihnachtsferien.
Nach dem Weihnachtsfest bei Mama fährt Papa mit ihm zu Opa Max und Oma Lisbeth - am Neujahrstag wird er von den genannten Großeltern zu uns gebracht. Mazze braucht bei einem solchen „Standortwechsel“ eine klare Struktur - seine erste Frage: „Wie oft schlafe ich hier?“
Abends wünscht er sich bestimmte Rituale: Nach einer ausgiebigen Duschorgie kuschelt er sich in sein Bett im Gästezimmer, sein Teddy wartet dort schon - dieser Teddy - er heißt auch Mazze - „lebt“ bei uns und wartet immer auf ihn.
Ich darf mich dazu kuscheln und lese ihm eine Geschichte vor (in der Regel lese ich fünf Tage dieselbe Geschichte), dieses Mal: „Ich mach dich gesund, sagte der Bär“. Danach erzählen wir beide noch ein bisschen und irgendwann schickt er mich dann ins Wohnzimmer- nicht ohne vorher zu fragen: „Oma, Du lässt doch die Tür auf heute Nacht und eure Schlafzimmertür auch, dann kann ich noch ein bisschen hören, wenn ihr erzählt. Und Oma, darf ich heute Nacht wieder zu Dir ins Bett, wenn ich aufwache?" Mazze wacht immer gegen Morgen auf und tapst dann leise zu uns ins Schlafzimmer, Bär Mazze unter den Arm geklemmt- mir wird dann immer ganz warm ums Herz wenn dieses wunderbare, große Schulkind zu mir unter die Decke krabbelt.
Ja, aber in diesen Weihnachtsferien gab es ein Problem: Wenn Mazze wie sonst immer zu mir ins Bett kam, war das Kuscheln in dem Moment beendet, wenn mein Partner Jupp die Augen öffnete. Er hat für Mazze die Rolle des männlichen Parts übernommen: Toben im Bett mit Quietschen war angesagt und Mazze lauerte darauf, dass Jupp endlich „blinzelte“ und sich das Lachen nicht mehr verkneifen konnte.
In diesem Jahr war alles anders - Jupp hatte vor Weihnachten eine schwere Herz-OP, Toben war also nicht möglich.
Also entwickelte Mazze am 1. Abend nach dem Vorlesen eine Idee: Im Gästezimmer stehen 2 Betten und er könnte mich ja nachts holen - ich sollte mich dann mit meiner Decke ins 2. Bett legen und wir könnten dann (meistens so um 5 Uhr morgens) beide noch ein bisschen schlafen. Gesagt, getan: Gegen 5 Uhr kam Mazze ganz leise an mein Ohr und sagte „Oma, kommst Du...?“
Jupp war dann fürs Wecken mit Kaffee und Schaummilch für Mazze zuständig (und zu diesem Ritual gehört auch Mazzes Ruf in die Küche: Juuuup, kannst du bitte einen Strohhalm mitbringen, in grüüün). Dann sitzen wir drei auf der Bettkante, Mazze zwischen uns, eine Bettdecke quer über uns und jeder hat eine Tasse in der Hand - GLÜCK pur!
Dann kam der 2. Abend mit Mazzes neuer Idee: „Oma, das 2 . Bett hier ist doch breit genug für uns beide, wir könnten ja auch die ganze Nacht zu zweit darin schlafen!“ Mein Herz hüpft, Gott sei dank, er ist noch nicht zu groß...! Wir holen mein Bettzeug aus dem Schlafzimmer und „ machen’s uns ganz gemütlich“.
Nach dem Vorlesen hören wir an diesem Abend eine Kassette „Michel aus Lönneberga“ bis uns irgendwann beiden die Augen zufallen und Jupp leise das Licht ausmacht.
Am dritten Abend in „unserem“ Bett erzählen wir nach dem Vorlesen noch ganz lange, da kommt plötzlich die Frage: „Oma, in den Osterferien, können wir da nicht mal wieder richtig Urlaub in Holzhausen machen?“ Holzhausen ist ein Dorf, 2 km von seinem Heimatort und damit von seiner Mama entfernt - wir hatten vor 3 Jahren dort mal eine Ferienwohnung gemietet. Ich glaube, mein kleiner, großer Mazze hatte ein bisschen Heimweh und äußerte für mich das erste Mal so klar, dass er mal einmal nicht so viele Stunden von A nach B, von Mama zu Oma, zu Papa und, und fahren wollte. Ich versprach ihm fest, es zu versuchen.
Es hat geklappt! Die Besitzerin der Ferienwohnung war ganz gerührt von Mazzes großem Wunsch und hat andere Gäste terminlich „verschoben“.
Und Mazze war glücklich und sprudelte am Telefon „...dann können wir ja Mama einladen und einen Kuchen für sie backen und alle zusammen zu Opa Franz´Geburtstag fahren.....!
Die Osterferien können kommen, ich freu mich drauf!
Gretel (68), Bergisch Gladbach
wo das herzblut auch floss (und demnächst dann in Holzhausen)
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Thomas (Montag, 12 Februar 2018 20:25)
Ach, Gretel...
Wie liebe- voll in deiner Geschichte mit ALLEN Menschenwesen und ihrem So- Sein umgegangen wird, das ist echt n Herzensfest.
1000Dank!