"Macht die Augen zu,” sagte Frederick. "Jetzt schicke ich euch die Sonnenstrahlen.
Fühlt ihr schon, wie warm sie sind? warm, schön und golden."
Und den Feldmäusen wurde sehr viel wärmer.
Und auch mit den Farben und Wörtern wärmte Frederick die anderen und vertrieb die Kälte.
(Leo Lionni, Frederick)
Hier findest du alle herzblut-Geschichten, von Beginn an.
Mein Patenkind M. ist zweieinhalb und ein wundervolles Mädchen. Sie ist frei und selbstbewusst und klar. Uns trennen fast 200 km und sehr unterschiedliche Lebensrhythmen, so dass wir uns viel zu selten sehen. Und doch ist unsere Verbindung besonders.
Vielleicht kennt ihr das Gefühl an Orten zu sein, an denen man mit Herz und alles um einen herum voller Herzenswärme ist. Heimatgefühle zu empfinden.
Ich kenne so einen Ort!
Mein Enkelkind Mazze ist direkt aus dem Himmel in unsere große Patchworkfamilie „gefallen“, nicht geplant, aber sofort von allen ins Herz geschlossen.
Mazze lebt bei seiner lieben Mama - leider fünf Autostunden von uns entfernt. Ein Teil der Patchworkfamilie lebt direkt in seinem Umfeld, der andere Teil querbeet durch Deutschland verteilt. Ja, und da Mazze von allen gleichermaßen geliebt wird, keiner an ihm zoppelt und zerrt, fährt er (noch ...) ganz freiwillig und froh, seit seiner Geburt immer von A nach B. Bei seinem Papa (1 Zugstunde entfernt) verbringt er jedes 2. Wochenende.
Nun ist Mazze seit Sommer ein Schulkind und wir Patchworkgrosseltern, die heißgeliebte Patentante, "teilen" uns mit den Eltern die Schulferien, wie z.B. die vergangenen Weihnachtsferien.
Nach dem Weihnachtsfest bei Mama fährt Papa mit ihm zu Opa Max und Oma Lisbeth - am Neujahrstag wird er von den genannten Großeltern zu uns gebracht. Mazze braucht bei einem solchen „Standortwechsel“ eine klare Struktur - seine erste Frage: „Wie oft schlafe ich hier?“
Wenn sich der Wind mal wieder
in meinen Armen ausgeheult hat
und ich ruhelos durch die Nacht rausche
noch den letzten Schluck Wodka
im Mundraum kreisend
legt sich das sanfte Gemüt
still auf mein Haupt
und streichelt mir
die liebgewonnene Sehnsucht
auf die Stirn.
Ich habe nun schon 20 Jahre viele neugierige Menschen mit viel Herzblut mit den systemischen Leben, Denken und Fühlen in Kontakt gebracht und letztes Wochenende waren ca. 50 dieser Herzblutmenschen da.
Ich fahre mit dem Rad durch ein Viertel in Bern.
Plötzlich höre ich eine mir bekannte Stimme laut "Mama!" rufen.
Ich sehe meinen 18 jährigen Sohn, inmitten seiner Berufsschulkollegen.
Herzblutgeschichten? Als skeptischer Mensch mit Hang zum Sarkasmus fürchte ich mich beinahe reflexartig vor dem Abrutschen dieser Art von Erzählung in sentimentalen Kitsch.
Doch es ist zweifellos wahr: Wir sollten die positiven Augenblicke unseres Lebens, auch wenn sie uns zu kurz und unbedeutend erscheinen, mehr in den Mittelpunkt rücken. Das würde unserer
seelischen Gesundheit sicher gut tun.
In einem Roman las ich den schönen Ausdruck 'moments of grace' für solche ganz speziellen Momente. In meinem Leben haben sie häufig mit Naturschönheit, Musik und Liebe zu tun.
Eine Ode an den Mann der meine Wäsche aufhängt.
Wir küssen uns nicht mehr.
Berühren uns nur freundschaftlich und selbst das nur selten.
Wann hab ich das letzte Mal ein Lob über ihn an andere ausgesprochen?
Wann das letzte Mal zarte Gedanken an ihn gehabt?
Der Geruch des frühen ersten Bieres, gemischt mit der selbst gedrehten morgendlichen Zigarette war nicht zu überriechen. Und trotzdem war eine Zuneigung da, von zwei Körpern, die es nicht nur nötig hatten.
zeige ich meine papiere
für das foto hatte ich mir
dich vorgestellt
Du liebst Dich selbst am meisten. Ich kann das besser mit anderen. Am besten mit Dir.
Kein Vorwurf. Nur ein Gedanke. Vergessen bei unserer nächsten Begegnung.
das herz öffnen
und
nochmal das Herz öffnen
und nochmal das HERZ öffnen
Fasziniert und berührt
Schaue ich dich an
Du neugeborener Mensch
Welches Leben hat hier begonnen
Wohin wird es dich führen
Wenn meine eigene Zeit
Vielleicht längst vorüber ist
Am Tag nach dieser schrecklichen Amokfahrt in meiner Stadt saß ich eigentlich schon beim Bier in der Sonne am Wasser und war entschieden. Leerlauf, in Ruhe sein, die Kälte der Knochen in der Wärme zum Schmelzen bringen. Ein herrlicher Frühlingstag, der zweite des Jahres, der erste war ja tags zuvor wohl zu viel des Guten gewesen für einen traurigen Menschen.
Es waren zwanzig oder sogar dreißig Jahre, ich kann mich nicht genau erinnern, dass wir nicht alle zusammen waren. Dass alle sieben Geschwister, die überall auf der Welt zerstreut sind, sich wieder treffen, war keine leichte Aufgabe. Die Emotionen und die Freude auf ein Wiedertreffen haben niemals gefehlt.
Auch diese Umarmung hat nie gefehlt, diese so starke Umarmung, von der man sich nicht mehr lösen kann.
Mein Bruder ist vor vier Wochen Vater geworden.
Das an sich eine Herzblutgeschichte.
Und ich bin somit „neugeborene“ Tante!
Die neue Familie wohnt in Zürich und da ich momentan in Heidelberg wohne, musste ich mich etwas gedulden, bis ich meinen Neffen das erste Mal in echt sehen konnte. Vor einer Woche, kurz vor Weihnachten, war es dann soweit.
Vater-Sohn-Beziehungen sind kompliziert.
Das ist keine neue Weisheit, sondern „ehernes“ Gesetz.
Und doch oder gerade deswegen gab es in meinem Leben Situationen mit meinem Vater, in denen unsere Beziehung nur zu fließen schien. Und wenn auch nur für ein paar Sekunden. Aber Sekunden, die Jahre überdauerten und überdauern.
Zielstrebig, voller Leben
rast ein kleiner
grasgrün schillernder Käfer
durch die schmalen Straßen:
Du die du nie geboren bist
und doch schon ewig lebst.
Wie hab ich dich vermisst!
Wer wäre ich ohne dich?
Es ist früh am Morgen. Sehr früh. Fünf oder sechs Uhr. Wir haben eine lange Bahnfahrt hinter uns, die Motorräder sind losgezurrt und wir schieben sie vorsichtig von der Zugrampe auf die Straße.
Mir ist ein bisschen kalt, die Beine fühlen sich noch etwas steif an, es weht kaum ein Wind hier oben in den Alpen. Ich bin etwas nervös, ob das Motorrad anspringt. Obwohl, nein. Eigentlich bin ich unsicher, ob ich die schmalen Pässe und engen Haarnadelkurven gut werde fahren können.
Ein sonniger dennoch kühler Frühlingstag.
Wir saßen auf deiner Lieblingsbank.
Den Blick auf den Aa-See.
Dem Weg dorthin war einer unserer ach so üblichen
„Mutter-Tochter-Konflikte“ vorausgegangen.
Ende der 50iger Jahre! Unser Dorf war ein typisches Bauerndorf im Rheinland: Vierkanthöfe mit Kuh- und Schweineställen, die man direkt von der Küche aus betreten konnte. So ein stattlicher Hof stand am Ende unserer Straße. Große Scheunen und Schuppen bildeten ein Karree um den mit Blumenkästen geschmückten Hof, und ein Rosenbogen mit rosafarbenen Kletterrosen führte direkt in den riesigen Nutzgarten.
Die Bäuerin, Frau Mertens, hatte ein Herz für uns Kinder, und so war dieser Bauernhof ein Spieleparadies für uns alle.
„Bist du bald fertig mit dem Gejaule?“, hörte ich meine genervte Mutter fragen, wenn ich als Kind meiner Lieblingsbeschäftigung, dem Singen, nachging. Ich liebte das Singen, schon immer, aber anscheinend war ich nicht besonders begabt – wenn meine Mutter es sagte.
Also gab ich mich mit Playback zufrieden. In meiner Vorstellung kamen dann die glockenklaren Stimmen von Kylie Minogue oder Celine Dion aus meiner Kehle und brachten mir jubelnden Beifall ein.
Wenn dein Schatten eines Tages weggeht, er „Auf Wiedersehen“ sagt, wird dir ein Teil von dir fehlen.
Du wirst das Gewicht deines Körpers anders empfinden.
Du wirst denken, er liegt vor dir, und wenn du hinsiehst, wird er nicht da sein.
Du wirst spüren, dass er überall ist.
Es wird dich verfolgen, auch wenn er nicht da ist.
Es ist der Moment, der zählt.
Der Moment, der alles ausmacht.
Ein Moment, der alles verändert.
Ein Moment, in dem die Zeit stehen zu bleiben scheint.
Einen Moment, den man auskostet.
Einen Moment, den man zu spät kommt.
Ein Moment ist flüchtig. Dennoch kann der Moment andauern. Wenn man in dem Moment lebt.
Ich kenne einen Mann, der ist der stärkste Mann der Welt.
Der ist Vater von zwei Töchtern und alleinerziehend.
„Nein, nein, nein!“
Das letzte „Nein“ traf mich meistens mitten ins Gesicht. Es reichte, um meinen Widerstand verstummen zu lassen und zu vertagen. Friede, Freude, Eierkuchen. Bis zum nächsten Mal.
Ich hielt es aus und vor allem behielt ich alles für mich.
Freunde hatte ich nicht, so etwas wie echte Freundschaft stand mir nicht zu.Mich gab es offiziell mit privatem Inhalt gar nicht. Meine Hülle ging in die Schule. Für Außenstehende blieb ich innerlich leer.
Nie möchte ich dich vor Schmerz und Trauer weinen sehen
und doch kann ich dich nicht davor bewahren,
dass unsere Wege sich einmal für immer trennen werden.
Wie kann ich dich vorbereiten auf diesen Einschnitt,
der noch so weit entfernt scheint,
den man nicht heraufbeschwören möchte?
Freundschaft.
Schaut man sich das genauer an,
sieht man,
dass das
eigentlich
gar nicht gehen kann.
Reden ist doch Gold
Ich buchte als Alleinreisende einen Aktiv-Urlaub, eine Gruppenreise. Vor allem war das etwas für Sportler, aber ein paar Ausflüge für mich waren auch im Programm. Den anderen Kletterern, Surfern und Radfahrern fiel natürlich auf, dass ich mich nach dem Frühstück keiner ihrer Gruppen anschloss, sondern etwas mitgenommene Arbeit durchging. Irgendwann kam abends nach dem Essen der Moment der Wahrheit mit zwei jungen Ärztinnen: Warum ich mir denn kein Fahrrad leihe und mal etwas mehr von der Insel sehe, es muss ja kein Mountainbike sein.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold – oder?
Ich habe ein Geheimnis.
Im Alltag bin ich damit kaum aufgefallen und wenn doch, dann konnte ich mich meist problemlos aus der Affäre ziehen.
Mein Kopf ruht vorsichtig auf dem Betttuch, direkt neben C.s Bauch, der angespannt ist von all der Arbeit bis hierher. Wir haben dann jetzt die Saugglocke mit dem Kreißsaal-Team verabredet. Es ist still im Raum, es besteht kein Grund für Stress, unserer Tochter geht´s gut, sie scheint vollkommen entspannt wie schon die ganze Zeit. Aber irgendwas hakt da, es geht nicht so recht weiter. C. solle noch einige Wellen den Takt angeben, die Ärztin würde mithelfen, würde ziehen von unten, den putzig kleinen Schwamm, der in echt so gar keine Glocke ist, am Schädel von K.
Es war das Jahr 1981. Die Demokratie rückte näher, die Militärdiktatur lag im Sterben. Auch die Väter und Mütter vieler anderer Kinder kehrten nach Hause zurück.
Mit der Langsamkeit von jemandem, die nicht gehen will, packte sie ihren Rucksack. Mit der gleichen Langsamkeit schnitt sie zwei Stücke Käse ab und knabberte so kleine Bissen wie möglich.
Vielleicht hatte er etwas vergessen und kam zurück...
Erst viel später im Bus in die Stadt kam ihr der Spruch in den Sinn, dass die Hoffnung das Letzte ist, was man verlieren kann.
"You go, You go, where nobody knows."
Ich stehe gerade mal fünf Tage nach dem unfassbaren Konzert in Münster zum zweiten Mal mit geschlossenen Augen und höre diese Textzeile. Wir sind im Gloria in Köln. Und es sind Pale, die das singen. Der Song handelt davon, plötzlich nicht mehr da zu sein und vom Vermissen und Überleben, von der Liebe und der Zuversicht, dass das alles stärker ist als jede Distanz, selbst stärker als der Tod.
Und dann essen wir Fritten. Mit Mayo.
Mamas „Ist Papa jetzt tot?“, unser Blick auf die jetzt vollends flache Linie auf dem Monitor, das stumme Nicken meines Bruders aus geröteten Augen ist da gerade drei Stunden her, unser „Über Sieben Brücken“ vielleicht vier, wie wir es gemeinsam summen.
"Für mich gibt es zwei Konzepte:
Das Konzept der Angst und das Konzept der Liebe.
Und wenn wir bis jetzt mit dem Konzept der Angst gelebt haben,
wird es Zeit, dieses zu verlassen."
(Pablo Pineda Ferrer)