"Wer sich erinnert, lebt zweimal"
(Franca Magnani)
Geschichten sind mir wohl schon immer lebenswichtig gewesen, ihre Schönheit, ihre Wucht, ihre Macht mir intuitiv klar, seitdem ich halbwegs sprechen kann.
Die Geschichten meines Opas sind wohl die ersten, die ich förmlich inhaliert habe, die schnell zu meinen wurden, wenn wir da saßen am Küchentisch, er Kartoffeln schälte und wir beide wie alte Kriegskameraden wissend über "den Kessel" parlierten, neben mir die blumige Tasse mit dem eiskalten Kakao. Da war ich vielleicht drei.
Seine Geschichten sind mir so in Mark und Bein über gegangen, dass ich einmal meine Eltern fast um den Verstand brachte mit den gelispelten "herzSmerzen", die auch mich plötzlich plagten, kaum fünf, und deren Symptome ich so leibhaftig schildern, sie sicher auch spüren konnte. Er hatte mir ja schließlich davon erzählt.
Dem Notarzt bin ich damals nur knapp entkommen, der Liebe zu Sprache im Allgemeinen und den Geschichten, die die Menschen einander erzählen im Besonderen aber nicht. Nie mehr.
In den letzten Jahren ist mir immer klarer geworden, wie wichtig dieses Erzählen, das einander Zuhören ist und vor allem, dass wir die Geschichten sind, die wir (über) uns erzählen.
Und so habe ich mich in den letzten zwei, drei Jahren mehr oder weniger planvoll, aber sehr stringent und intensiv auf sehr unterschiedlichen Ebenen mit Narrationen aller Art beschäftigt:
Diese Einflüsse sind in ihrer Gesamtheit die Inspirationen für die Idee, hier herzblut-Geschichten zu sammeln, sind also gewissermaßen ihre Hauptschlagader, speisen das ganze "Projekt" letztlich mit meinem herzblut.
Wie schon in der herzKammer gesagt, glaube ich felsenfest, dass es wichtig ist und noch immer wichtiger wird, dass wir einander (unsere) Geschichten erzählen. Dass es unsere Welt besser macht und uns wieder dahin bringt, zu begreifen, was alles in uns steckt und was wir vom Anderen lernen können, auch über uns selbst.
Vor allem aber bin ich überzeugt, dass es sich lohnt, die Geschichten aufzubewahren, sie zu erinnern, sie immer mal wieder hervor zu holen, vielleicht auch weiter zu erzählen, dass sie ein Schatz sind, und darin eine ECHTE Alternative.
Also mach ich das jetzt hier einfach mal. Mal sehen, was daraus so wird...
"Für mich gibt es zwei Konzepte:
Das Konzept der Angst und das Konzept der Liebe.
Und wenn wir bis jetzt mit dem Konzept der Angst gelebt haben,
wird es Zeit, dieses zu verlassen."
(Pablo Pineda Ferrer)